Das Rhythmogramm bildet die Grundlage der Messung des vegetativen Nervensystems. Hier wird die Herzfrequenzvariabilität aufgezeichnet.
Im Rhythmogramm wird jeder einzelne Zeitabstand von Herzschlag zu Herzschlag in Millisekunden (RR Intervall) aufgezeichnet und mit einer Linie verbunden. Insgesamt werden 520 RR Intervalle auf der X-Achse aufgezeichnet.
Auf der Y-Achse wird die Dauer des jeweiligen Herzschlages angezeigt.
Je unterschiedlicher die einzelnen RR Abstände während der Messung sind, umso mehr Variabilität ist im Ryhthmogramm zu erkennen.
Diese Variabiltität ist ein Zeichen von Anpassungsfähigkeit. Sie zeigt auf, dass das vegetative Nervensystem in der Lage ist sich auf innere und äußere Reize einzustellen. Hier wird also anhand des variablen Herzschlages geprüft, ob das vegetative Nervensystem es schafft den Herzschlag je nach Situation zu verändern.
Im Ruhezustand ist dies einmal die Atmung (bei Einatmung schlägt das Herz schneller, bei Ausatmung schlägt das Herz langsamer). Diese atemabhängige Variabilität bezeichnet man als respiratorische Sinusarrhythmie. Diese wird zu einem großen Anteil vom vegetativen Nervensystem, speziell vom Parasympathikus, erzeugt.
Neben der Atmung sind im Ruhezustand noch weitere Einflussfaktoren vorhanden worauf das vegetative Nervensystem den Körper hin einstellt, z.B. arbeitet das Verdauungssystem, wir machen uns Gedanken, wir heben den Arm um uns zu kratzen, wir hören Geräusche. Auf alle diese Situationen muss das vegetative Nervensystem den Körper hin einstellen.
Die Messung wird im Ruhezustand durchgeführt. In diesem Ruhezustand sollte das Rhythmogramm eine große Variabilität aufzeigen, da in Ruhe die Variabilität am größten ist.
Warum die Variabilität in Ruhe am größten ist an einem einfachen Beispiel gut zu erklären:
Unser Herz gibt in Ruhe kein Vollgas um leistungsfähig zu sein, sondern es wird nur so schnell schlagen, wie es gerade notwendig ist (z.B. bei der Einatmung etwas schneller, oder wenn man kurz den Arm hebt um sich zu kratzen). Anschließend wird das Herz sofort wieder langsamer schlagen um Energien zu schonen.
Variabiltät ist ein Zeichen von energieschonendem Arbeiten und guter Anpassungsfähigkeit!
Die Variabilität und ganz speziell die schnellen Wechsel von einem zum nächsten Herzschlag werden überwiegend über den Parasympathikus (Entspannungsnerv, Bremse) moduliert. Der Parasymptahikus reduziert zwar die Herzfrequenz, senkt den Blutdruck, macht uns generell langsamer, aber elektrophysiologisch reagiert der Parasympathikus schneller als der Sympathikus.
Dies ist auch wieder an einem einfachen Beispiel gut zu verstehen:
Die Bremse an Ihrem Auto macht Ihr Auto langsamer. Wenn Sie in Ihrem Auto die Bremse aber voll durchtreten, werden Sie sofort mit dem Kopf nach vorne nicken, weil diese sehr schnell reagiert.
Wenn Sie Vollgas geben (vorausgesetzt Sie fahren keinen Sportwagen) werden Sie nicht schlagartig in die Sitze gedrückt.
große Variabilität = viel Parasympathikus
geringe Variabilität = wenig Parasympathikus
Im zweiten Rhythmogramm sehen Sie so gut wie keine Variabilität, es ähnelt einer geraden Linie. Das bedeutet das Herz gibt Vollgas um leistungsfähig zu sein. Im vegetativen Nervensystem arbeitet überwiegend der Sympathikus und der Parasympathikus befindet sich auf dem Abstellgleis.